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ERZgebirgsEngel
 

Daniel Knappe

Nach dem Dunkel der Nacht scheint die Sonne wieder mit hellem Licht.

Nein, es beginnt kein neuer Tag, kein neues Jahr. Es beginnt eine neue Zeit.

Der Mensch der Renaissance ist geboren, ein Mensch der sich befreit.

Der, der die Welt grundlegend verändern wird, ist noch ein Kind, Martin Luther, und der Buchdruck liegt in der Wiege.

Wie eine prachtvolle Blume erblüht Florenz mit Hilfe des Antiken Wissens, was im finstereren Mittelalter im Dunkeln schlummerte...


Im Gebirgigen „Urwald“ Miriquidi (dem späteren Erzgebirge) durchziehen Erzadern in der Tiefe felsiges  Gestein.  Durch den Erzfund nahe Christiansdorf (bei Freiberg) hörte man, 1168 erstmals ein lautes Berggeschrei . 

So kommen schon seit 300 Jahren die Menschen ins Erzgebirge um im und um den Berg zu arbeiten.


Wir schreiben das Jahr 1491. Ob Daniel Knappe, hier geboren oder zugewandert ist, weiß keiner zu sagen.  Auf jeden Fall war er ein armer Bergmann, den das Glück nicht oft besuchte. Seine Frau erkrankte schwer und seine Kinder konnte er nicht ernähren.

In der tiefsten Verzweiflung erschien im ein Engel. Dieser sprach zu ihm: „Gehe morgen früh hinaus in den dunklen Wald. Am Fuße des Schreckenbergs wirst du eine Tanne finden, die in ihrer Höhe alle anderen Bäume überragt. Hoch oben in den Zweigen wirst du ein Nest finden mit goldenen Eiern. Suche den Baum, denn die Eier sind dein! Aber wisse sie auch wohl zu gebrauchen.“

Mit leerem Bauch und bangem Herzen macht er sich auf den Weg, mit dem Wissen, dass dort am Schreckenberg noch nie Silber geschweige denn Gold gefunden wurde.

Aber noch größer als die Ungewissheit ist die Angst.

In dem Dunkel des Waldes leben Bären und Wölfe und schon einige hat er gesehen, denn nachts schleichen sie sich an die Hütten der Menschen.

Mit Angstschweiß im Nacken einer Fart in den Händen und seinem Gezäh, um sich gegen die wilden Tiere zu verteidigen, geht er Schritt für Schritt voran.

Die einzige Hoffnung die er hat, ist das kleine Licht im Herzen, was der Engel mit seinen Worten in ihm angezündet hat.

Nach einem beschwerlichen Weg entdeckt er nahe der Wolfshöhle die alles überragende Tanne. Schnell legt er die Fart an, um in dem Wipfel die goldenen Eier zu suchen. Aber wie er sich müht er findet weder Nest noch Eier. Seine tiefe Traurigkeit kehrt zurück und die Leichtigkeit die ihm der Engel verlieh, wandelt sich zu einer steinernen Schwere. Wie ein leerer, hohler Stein sitzt er am Fuße der Tanne. Er ist so leer, dass nicht mal ein Gedanke ihn aus der Starre holen kann. In ihm war nichts und aus dem Nichts beginnt er zu graben, ohne zu denken, ohne zu fühlen, nur graben, wie er es Tag für Tag, Jahr für Jahr tut. Er ist Bergmann.


Nach einiger Zeit erblickt er die Wurzeln, die an die Zweige in der Krone des Baumes erinnern. Ein Feuer durchströmt ihn und die Leere füllt sich mit Licht. Der zu Stein gewordene Körper beginnt zu bröckeln und er wird lebendig. Für einen Bergmann sind die Wurzeln die Äste und das Erz im Gestein das verheißene Gold. Er versteht die Botschaft des Engels. Er muss graben. Er ist Bergman. Sein Reichtum ist in dem, was er ist und er wird fündig.  Diese Sage ist wohl die berühmteste Bergmannssage, denn noch heute nennen sich die Bergleute Knappen und ihre Gemeinschaft Knappschaft.





Überarbeitet: Swen Kaatz

Lektor :  Dr. Lutz Mahnke 

Direktor der Ratsschulbibliothek

Deutung

Als Geschichtenschnitzer erzählte ich oft die Geschichte von Daniel Knappe und als ich sie das erste Mal als Bild am Annaberger Bergmannsaltar von Hans Hesse sah bewegte sie mich sehr. Viel mehr als alle anderen Erzählungen und Sagen von Erzfunden.

Warum nur?

In meinem Erzählen spielte ich oft mit den Worten „Erzengel“, „Erzgebirgsengel“. Nun wollte ich auch einen ERZgebirgsENGEL schaffen. Als ich ihn in den Händen hielt ergriff mich die Tiefe der Sage. Sie ist für mich eine wunderschöne Darstellung der Christlichen Mystik.

Daniel Knappe, sein Lebensentwurf zerbrach, es umgab ihn eine Leere und Traurigkeit. Man könnte heute auch Depression sagen.In der Leere konnte Gott z u ihm sprechen. Er wies ihm den Weg in den dunklen Wald, in das Dunkel seiner selbst.

Dort begegneten ihm wilde Tiere, die er schon immer nah an seiner Hütte sah. Was sind die wilden Tiere in uns? Welche eigenen Verhaltensmuster sind wie der Wolf und packen uns im Genick? Was stellt sich immer wieder in den Weg, wie der Bär? Bei jedem sicherlich anders.


Dann das Finden der Tanne: ein Baum, der mehr mit dem Himmel verbunden ist als mit der Erde. Er sucht in der Höhe nach den goldenen Eiern. Das Ei ein Zeichen eines Neuanfangs. Er findet aber weder einen Neuanfang noch ist dieser vergoldet. In der tiefen Trauer setzt er sich an den Fuß des Baumes. Er wird leer und kann sich mit neuem füllen lassen. Erst jetzt ist er bereit mit seinen eigenen Begabungen zu suchen: als Bergmann. So findet er das Erz.


Autor: Swen Kaatz